Aus Sicht des Übersetzten

Mal eine ungewöhnliche Frage: Wie fühlt sich der eigene Text an in einer fremden Sprache, die man als Verfasser selbst nicht spricht? Findet man ihn, im Falle, dass er vorgelesen wird, noch schön? Erkennt man seine Handschrift, Textmelodie, den Satzbau? Vermutlich eher nicht. Denn die Melodien und der Satzbau von Sprachen sind genauso vielfältig wie der Schreibstil des Verfassers selbst. Zwar sind Literaturübersetzer oder die, die es mit Prosa zu tun haben, stets darauf bedacht, das Werk und die Mundart des Autors auch in der Übersetzung möglichst originalgetreu wiederzugeben. Allerdings fügen sie natürlich auch etwas von ihrem eigenen Stil hinzu, etwas aus der Zielsprache, aus diesem Slang. Manchmal müssen sie sogar neue Worte erschaffen für die Kreationen des ursprünglichen Autors. Der muss die Sprache nicht schön finden, in die sein Buch übersetzt wurde oder gar sein Werk ganzheitlich nach Sprachmelodie und Satzbau wiedererkennen. Aber der Verfassende sollte stolz und froh darüber sein, dass so viele Menschen Zugang zu einem Herzensprojekt bekommen.