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75 Jahre Campus Germersheim: Fachbereich Translations-, Sprach- und Kulturwissenschaft feiert 75-jähriges Bestehen

In diesem Jahr blickt der Fachbereich 06 – Translations-, Sprach- und Kulturwissenschaft (FTSK) der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) auf sein 75-jähriges Bestehen zurück: Im Januar 1947 von der damaligen französischen Besatzungszone als „Staatliche Dolmetscherhochschule“ gegründet und 1949 als „Auslands- und Dolmetscherinstitut“ in die im Mai 1946 wiedereröffnete Johannes Gutenberg-Universität Mainz eingegliedert, ist der Campus Germersheim seit vielen Jahrzehnten eine national wie international renommierte Ausbildungsstätte für Übersetzen und Dolmetschen. Rund 100 Kilometer von Mainz entfernt, war der Standort Germersheim mit damals nur rund 4.000 Einwohnern als Sitz der ursprünglichen Dolmetscherhochschule ausgewählt worden, weil hier mit der ehemaligen Seyssel-Kaserne, Teil der Germersheimer Festungsanlagen aus dem 19. Jahrhundert, ein gut geeignetes Gebäude zur Verfügung stand.

„Der heutige FTSK ist mit rund 1.000 Studierenden und 13 Studiensprachen eines der weltweit größten und nach Heidelberg das zweitälteste deutsche universitäre Ausbildungsinstitut für Übersetzen und Dolmetschen“, erklärt der Präsident der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Prof. Dr. Georg Krausch, im Rahmen der Feierlichkeiten zum 75-jährigen Jubiläum. „Gerade im letzten Jahrzehnt hat das in Germersheim beheimatete Berufs- und Forschungsfeld der Translation einen rasanten Wandel erfahren – durch die allgemeine Digitalisierung und den zunehmenden Einsatz Künstlicher Intelligenz, auf die wir durch das Smartphone in unserer Hosentasche ständig Zugriff haben, Stichwort Übersetzer-App. Unser Fachbereich 06 begleitet und gestaltet diesen Wandel mit – etwa mit seiner Beteiligung am Sonderforschungsbereich Humandifferenzierung, der mit rund 10 Millionen Euro von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert wird. Hier bringen die Germersheimer Kolleginnen und Kollegen ihre Forschung über Translation und sprachbezogene Humandifferenzierung im Kontext von Flucht und Migration ein“, erläutert Krausch.

Die 13 Studiensprachen des Fachbereichs Translations-, Sprach- und Kulturwissenschaft können beliebig kombiniert werden aus Arabisch, Chinesisch, Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Neugriechisch, Niederländisch, Polnisch, Portugiesisch, Russisch, Spanisch und Türkisch. Weitere Sprachen können in Form von Sprachkursen belegt werden. Neben dem Bachelorstudiengang „Sprache, Kultur und Translation“, in dem als Sachfächer Internettechnologie, Medizin, Rechtswissenschaft, Technik oder Wirtschaftswissenschaften hinzugewählt werden, bietet der FTSK mit „Translation“ und „Konferenzdolmetschen“ zwei Masterstudiengänge an. Deutschlandweit einzigartig ist die Möglichkeit, dass Studierende mit einer anderen Muttersprache als Deutsch alle drei Studiengänge in der Variante „Deutsch als Fremdsprache“ belegen können. Neben Deutsch als erster Fremdsprache können dann weitere Fremdsprachen gewählt werden.

„Unsere Studierenden kommen aus rund 70 Ländern und prägen die internationale Atmosphäre auf dem Campus Germersheim“, berichtet Prof. Dr. Dilek Dizdar, Dekanin des FTSK. „Hier lernen sie in modernster Ausstattung in den Bereichen Dolmetschen und Übersetzen – immer begleitet von den aktuellen Entwicklungen und Erkenntnissen der Translationswissenschaft“. Die Absolventinnen und Absolventen sind in großer Zahl in allen wichtigen Übersetzungs- und Dolmetschdiensten politischer Institutionen sowie den Sprachendiensten der Wirtschaft vertreten.

Gibt es bald für alles ein Digital-Dolmetscher?

Die Entwicklung der Digitalplatformen für das Dolmetschen in verschiedenen Sprachen ist einerseits als Fortschritt zu begrüßen. Andererseits bringt es Unheil für einen ganzen Berufszweig der professionellen Dolmetscher. Unter anderem werden Gebärden-Dolmetscher davon betroffen. Bayern vergibt sogar schon Preise im Bereich Digitalisierung von Dolmetscherleistungen.

Das Jahr 2022 steht für das Bayerische Staatsministerium für Digitales unter dem Motto ´Markt.Wirtschaft.Digital´. Digitalministerin Judith Gerlach präsentierte jetzt das neue Jahresthema ihres Hauses: „Wir identifizieren und fördern in diesem Jahr zahlreiche digitale Lösungen und Initiativen, die Bayerns Wirtschaft zugutekommen. Dafür haben wir verschiedene Projekte in der Pipeline: Beispielsweise wollen wir das Potenzial Künstlicher Intelligenz ausnutzen und konkrete Anwendungsmöglichkeiten für Betriebe aufzeigen. Insbesondere mit dem Projekt ´KI Transfer Plus´ unterstützen wir kleine und mittelständische Unternehmen beim Aufbau und der konkreten Anwendung von KI-Kompetenzen. Oder sorgen mit dem Unternehmenskonto dafür, dass alle Unternehmen einen einfachen und zentralen Zugang zu Verwaltungsleistungen haben. Mit dem Nachwuchsnetzwerk ´NextGeneration4Bavaria´ bieten wir der Nachfolgegeneration im Mittelstand Möglichkeiten zum Wissenstransfer und wertvollen Austausch mit Experten der digitalen Transformation. Damit haben wir im neuen Jahr die Stärkung unserer bayerischen Wirtschaft klar im Fokus und schauen, wie wir die Macherinnen und Macher bestmöglich unterstützen sowie Entwicklungsimpulse setzen können. Die Digitalisierung ist der Booster für unsere Marktwirtschaft. Es ist deshalb wichtiger denn je, die Menschen bei dieser Entwicklung mitzunehmen und zu befähigen. Fort- und Weiterbildung werden dabei eine ganz entscheidende Rolle spielen. Denn anknüpfend an das vorhergehende Jahresmotto `Digitale Teilhabe` bleibt es wichtig, die Bürgerinnen und Bürger zentral in den Mittelpunkt der Digitalisierung zu stellen.“

Eine positive Bilanz zog Gerlach zum Jahresthema des vergangenen Jahres „Digitale Teilhabe“. Hier wurden zahlreiche Projekte und Initiativen gestartet. Demnach ging der jährliche Digitalpreis b.digital in verschiedenen Kategorien an Projekte für einen digitalen Dolmetscher für Gebärdensprache und an eine Initiative für Barrierefreiheit im Webdesign.

https://www.bayern.de/jahresthema-2022-fuer-digitalministerium-ist-markt-wirtschaft-digital-gerlach-macherinnen-und-macher-im-fokus/

„Die Schlümpfe“ in hessischer Mundart

„Blauschlümpp unn Schwazzschlümpp“ ist die erste von drei Geschichten eines neuen Schlümpfe-Bandes. Es ist der erste Band der Comic-Reihe überhaupt, der in einem Dialekt erscheint. Er heißt ganz schlicht „Die Schlümpp uff Hessisch“. Der Autor und Übersetzer ist vor acht Jahren auf der Frankfurter Buchmesse mit der Mundart-Idee an den Splitter-Verlag herangetreten. Im Hinterkopf habe er „Asterix babbelt hessisch“ von 1997 gehabt und war damals beeindruckt, dass man das so übersetzen könne.  Verlagsgründer Horst Gotta, wie Ehlert gebürtiger Hesse, sei begeistert gewesen. Zunächst waren die französische Rechteinhaber skeptisch, da der Verlag den Vertrieb in Deutschland gerade erst übernommen hatte. Ende vergangenen Jahres sei dann plötzlich eine Mail mit der Zusage gekommen, ab dem 1. Mai ist der Comic nun im Handel erhältlich.

Wertvolle Hilfe für Geflüchtete

Ob Arztbesuche oder Behördengänge: Für Zugewanderte, die noch nicht gut Deutsch sprechen, sind solche wichtigen Termine eine Herausforderung. In Halle werden sie von ehrenamtliche Übersetzerinnen und Übersetzer zu den Terminen begleitet. Die Ehrenamtlichen sind selbst Geflüchtete und Migrantinnen. Beiden Seiten wird damit bei der Intergration geholfen. Tarek Ali leitet das Projekt „Paten und Lotsen“, das es seit September 2016 gibt. Das Projekt war eine Idee der Freiwilligenagentur Halle. Mittlerweile ist „Paten und Lotsen“ Teil des Projekts „Willkommen in Halle – Engagiert für Integration“ und ist im Welcome-Treff in der Geiststraße 58 angesiedelt. Seit Beginn der Corona-Pandemie ist es im laut Ali sonst stets vollen Welcome-Treff still. Angebote wie gemeinsames Kochen, Deutschkurse oder Hilfe beim Ausfüllen von Dokumenten sind ins Internet verlagert worden – soweit möglich. Doch die Paten und Lotsen könnten bei Vor-Ort-Terminen weiterhin direkten Kontakt zu Zugewanderten halten. Während vereidigte Dolmetscher Geld kosten, übersetzen die etwa 60 Ehrenamtlichen ohne Aufwandsentschädigung. Sie erhielten nur einen Zuschuss zu Fahrtkosten. Insgesamt übersetzen die Paten und Lotsen in mehr als 15 Sprachen. Besonders nachgefragt seien Arabisch, Kurdisch und Persisch. Die Ehrenamtlichen müssen mindestens Deutschkenntnisse auf B2-Niveau haben, also fließend sprechen können. Pro Woche gebe es bis zu 50 Termine, zu denen Geflüchtete oder Migranten begleitet würden. Die Zahlen seien seit Beginn des Projekts etwa konstant.