Dolmetscherberuf wird verschwinden?

Wie ein Spiegel-Autor prophezeit, werden Dolmetscher bald nicht mehr notwendig sein. Nur – wie bald? Reicht es noch für diese Generation von ausgebildeten Dolmetschern oder wird der Beruf schon in ein paar Jahren verschwinden? Sollen die Unis schon jetzt die Fächer Dolmetschen, Übersetzen und Translationswissenschaft schließen?

Dies gibt ein Kommentar von Spiegel nun zu denken (https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/ki-uebersetzungen-wie-betreten-eine-welt-ohne-sprachbarrieren-kolumne-a-7da2f393-fc12-4ab1-b1ab-cb6e27070503):

«Für Menschen, die mit der Synchronisation von Filmen ihr Geld verdienen, brechen womöglich bald schwierige Zeiten an: Zwar produzieren automatische Systeme zur lippensynchronen Maschinenübersetzung derzeit noch relativ monoton klingende Outputs , aber das wird nicht lange so bleiben. Diverse Start-ups arbeiten an »Dubbing«-KIs. Das Weltarchiv der synchronisierten Filme und anderer eingesprochener Texte, die in vielen Sprachen vorliegen, wird jetzt zum Trainingsreservoir für Synchronisationsmaschinen . In Zukunft werden auch Melodie und Emotionalität simulierbar sein.
Die Alltags-KIs, die viele Menschen eines Tages, wie im Film »Her« , selbstverständlich im Ohr tragen werden, werden es aber auch ermöglichen, in jedem beliebigen Land der Welt ohne Wörterbuch oder Sprachkurs zu kommunizieren. Wer persönliche Beziehungen pflegen, Literatur im Original genießen, oder im Geschäftsleben besonders höflich sein will, wird zwar wohl weiterhin Fremdsprachen erlernen – doch die Motivation und die Notwendigkeit, das zu tun, wird dramatisch sinken.»

Sollen sich die Kollegen schon jetzt umorientieren? Wie geht es weiter bei den Gerichten und der Polizei? Eine Zukunft mit Knopf im Ohr für alle Sprachen ist natürlich eine perfekte Lösung, die sehr viel Geld für den Haushalt spart. Nun, wieso wird dann gerade jetzt so viel Aufwand mit einem neuen Verfahren für die Beeidigung von Dolmetschern gemacht?

Dass bald eine perfekte KI für alle Dolmetschervorgänge gibt, ist gewiss illusorisch. Übersetzer und Dolmetscher werden zumindest für die Übergangszeit, bis alle elektronischen Dolmetscher-Tools einwandfrei funktionieren werden, notwendig sein. Trotzdem muss man für alle Veränderungen gewappnet sein und sich unter Umständen nach einer neuen Rolle in diesem veränderten Translationssystem umschauen.